Covid-19 hat auch São Lázaro voll getroffen. In der Nachbarschaft des Projetos sind einige schwere Verläufe zu beobachten und Todesfälle zu beklagen. Ein Viertel der Opfer im Bundesstaat Bahia ist unter 60. Die Infektions- und Todesrate liegt deutlich über der Deutschen.
Die Erzieherinnen versuchen unter diesen Bedingungen zu helfen, wo es möglich ist. Da Kindergärten und Jugendeinrichtungen weiterhin nicht öffnen dürfen, stand St. Michael weniger im Fokus als üblich. Der Jahreszeitentisch kann nur digital geteilt werden, die Geschichten und Märchen erreichen über facebook die Kinder. Im Fokus steht die Versorgung der Familien mit Lebensmitteln. Essensspenden werden eingeworben und verteilt. Die Kinder erhielten Beutel mit Hygieneartikeln als Geschenk und zum Tag der Kinder gab es Spielzeug, dass das Spielen auch außerhalb des Projekts fördern soll.
Zusätzlich nutzten die Erzieherinnen die nun kinderfreie Zeit, um Puppen und Spielzeug zu basteln und nähen. Teilweise ist dies für Basare in Deutschland gedacht, die aber zumindest dieses Jahr komplett ausfallen mussten. So bricht eine weitere Einnahmequelle weg, welche den Unterhalt und die Löhne sichern soll.
Trotz all der Widrigkeiten laufen die Vorbereitungen, wieder Kinder zu Empfangen, auf Hochtouren. Die letzten Frühlingsstürme hatten Teile des Daches abgedeckt, die feuchte Atlantikluft lässt die Substanz gammeln und rosten. Für mehr als Reparaturmaßnahmen sind aber keine Mittel da.
Wir hoffen, dass es in wenigen Wochen wieder mehr Rhythmus einkehrt.
Das Projeto Salva Dor bedankt sich herzlich für die tatkräftige Unterstützung, die es in den letzten Wochen erreicht hat. Genau genommen bedanke sich die Mitarbeiterinnen dafür, dass sie ihrer sozialarbeiterischen Aufgabe auf neuen Wegen nachgehen konnten. Da eine Kinderbetreuung ausgesetzt ist, fiel der Kontakt zu den Familien und insbesondere Kindern deutlich schwerer und Interventionsmöglichkeiten wurden minimiert. Durch Geldspenden entstand die Möglichkeit vielen Familien Grundnahrungsmittel zukommen zu lassen. Einerseits kann so das Wohlbefinden gefördert werden, da, zumindest für eine kurze Zeit, der Druck entfällt, sich Sorgen um die nächste Mahlzeit zu machen, andererseits kommen die Erzieherinnen so in den Kontakt und Austausch mit den Familien. Dies ist seit Beginn der Quarantäne stark begrenzt und wurde auf die direkte Nachbarschaft und soziale Medien reduziert.
Der Corona-Virus und als Folge die Krankheit Covid-19 habe in Brasilien längst den Anfangsstatus verlassen. Die Zahl der Todesfälle schnellt in die Höhe. Im Monat April überholte Covid-19 Bluthochdruck, Diabetes und sogar Mord als Todesursache. Brasilien hat mehr Todesopfer durch Covid-19 als Spanien und Italien, obwohl das Land noch in einem frühen Stadium der Infektionswelle ist. Währenddessen irrlichtert der Präsident weiter mit populistischen Maßnahmen, die die Ausbreitung begünstigen, durch die Medien. Der erst kürzlich eingesetzte Gesundheitsminister Nelson Teich wurde nach wenigen Wochen durch einen Militärgeneral abgelöst. Von der vieldiskutierten Nothilfe, die letztendlich gegen den Willen des Präsidenten beschlossen wurde, ist auch nach vier Wochen kein Geld ausgezahlt. Alles in allem eine Situation mit tristem Ausblick.
Das Projeto Salva Dor ist in der relativ glücklichen Situation noch mit Ressourcen versorgt zu sein. Diese helfen den Mitarbeiterinnen noch selbst tätig zu werden.
Die Aussichten sind nicht glänzend. Brasilien befindet sich noch in der Anfangsphase der der Coronavirus-Pandemie. In einigen Bereichen, insbesondere im Amazonas, ist die Situation bereits außer Kontrolle.
Der Tagesspiegel räumt Angélica Freitas platz für einen Gastkommentar ein, welcher der Zeit indirekt widerspricht. Eine Zwischenüberschrift lautet zum Beispiel „Brasilien ähnelt Nazideutschland“.
Wie es in Salvador da Bahia aussieht, wird hier beschrieben.
die Coronavirus-Pandemie ist auch in Brasilien angekommen. Dort trifft sie auf ein marodes Gesundheitssystem und Familien, die nicht auf Unterstützung durch den Staat hoffen können. Das Projeto Salva Dor als Ort, an dem Kinder frei spielen können, sichere Räume haben und drei Mahlzeiten am Tag erhielten, musste, wie der Rest des öffentlichen Lebens, schließen. Wann es weiter geht ist ungewiss.
Finanzielle und soziale Folgen lassen nicht auf sich warten. Die Lebensmittelversorgung ist gefährdet. Familien leben auf engstem Raum in Quarantäne und soziale Probleme verstärken sich. Die Mitarbeiter*innen des Projeto Salva Dor helfen wo sie können, um die Grundversorgung der Familien zu sichern.
Um
ein Mindestmaß an sozialer Struktur, Essensversorgung und Hygiene zu
gewährleisten freut sich das Projeto Salva Dor momentan besonders
über
Spenden, um den Familien direkt zu
helfen.
Ein
großer Dank an alle regelmäßigen und einmaligen Spender*innen,
welche die
Arbeit auch in Krisenzeiten ermöglichen.
Spendenkonto
Freunde
der Erziehungskunst
GLS Bank Bochum
IBAN: DE47 4306 0967
0013 0420 10
BIC: GENODEM1GLS Verwendungszweck:
Konto
6620
Corona – keine Kinderbetreuung in Salvador da Bahia
Das
Projeto Salva Dor musste im Zuge der Corona-Pandemie seine Tore
schließen. Wo sonst bis zu 50 Kinder rennen, malen, turnen, basteln,
sich Geschichten anhören, schlafen und vor allem auch Essen herrscht
nun Stille. Wir machen uns Sorgen um das Fortbestehen des Projeto,
aber noch viel mehr um das Wohlbefinden der Familien von São
Lázaro und wollen mit Ihrer Unterstützen helfen wo wir können.
Wir
schreiben diese Zeilen, um zu schildern, wie die Situation momentan
aussieht.
Noch sind die offiziellen Fallzahlen im Bundesstaat Bahia relativ gering. Aber die befürchteten Konsequenzen treten schon ein. Das öffentliche Gesundheitssystem ist marode und war vor der Corona Pandemie bereits durchgehend überlastet. Das Herunterfahren des öffentlichen Lebens trifft insbesondere die Einkommensschwachen. Hierzu zählen die meisten Bewohner*innen von São Lázaro. Sie leben oft von den Einnahmen aus Gelegenheits- und Tagesjobs oder nicht formalisierter Arbeit. Sie verkaufen Essen an Bushaltestellen, Arbeiten als Tagelöhner auf Baustellen, als Hausangestellte in den Haushalten von wohlhabenden Familien oder im Servicebereich. All diese Jobs gibt es momentan nicht mehr. In normalen Zeiten reicht das Familieneinkommen, um gerade so über die Runden zu kommen. Ersparnisse gibt es nur selten. Fällt das Einkommen eines Familienmitgliedes weg, halten die Familien meistens zusammen und helfen sich gegenseitig. Nun fallen für die meisten Familien alle Einkommen aus. An Beiträge an das Projeto Salva Dor ist für sie nicht mehr zu denken. Zusätzlich kann das Projekt als Unterstützung in Krisensituationen in gewohnter Weise nicht helfen. Hier erhalten die Kinder normalerweise viel Lebensnotwendiges. Zuneigung, Raum zu sein und vor allem regelmäßige Mahlzeiten. Stattdessen leben die Familien in sehr kleinen Zimmern und Wohnungen – oft mit drei Erwachsenen und vier, fünf Kindern auf 20 m² in einem Raum und dürfen diesen nun nicht verlassen. Ablenkung bringt nur noch der Fernseher und das Handy, wenn die letzte Rechnung bezahlt werden konnte.
Es fehlt also an Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Struktur. Ein Rückkehr zur Normalität ist wie in vielen Ländern momentan nicht absehbar. Die Regierung unter dem Rechtspopulisten Bolsonaro reagiert bisher kaum. Das Sozialsystem war schon vorher eingefroren, neue Anträge und Wiederaufnahmen wurden nicht bearbeitet.
Wir, die Erzieher*innen des Projeto, gehören selbst teilweise zur Risikogruppe und sind in Quarantäne. Dennoch wollen wir helfen und Hilfe koordinieren. Dazu gehört die Versorgung vieler Familien mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Spielen. Hierfür wollen wir Spenden sammeln.